9 Tips und Tricks für einen nachhaltigen Kleiderschrank

Die weltweite Bekleidungsproduktion hat sich verdoppelt, die billig hergestellte Kleidung wird immer seltener getragen, bevor sie entsorgt wird. Letztendlich werden nur wenige Kleidungsstücke recycelt, die meisten landen auf der Mülldeponie. Die Textilindustrie ist für 4% der globalen Kohlenstoffemissionen und bis zu 20% der industriellen Wasserverschmutzung verantwortlich.

Die Fakten sind ernüchternd, aber als Konsument kann jede*r Einzelne einen Beitrag leisten zu mehr Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit in der Modebranche. Bei dem Bemühen um mehr Nachhaltigkeit stellt sich jedoch oftmals die Frage: Wo fange ich an? Deshalb haben wir einige Tipps zusammengestellt, wie Nachhaltigkeit im Alltag funktionieren kann.

1. Nachsichtig sein

Der erste und wichtigste Schritt ist es, sich den eigenen Lebenswandel bewusst zu machen und sein Bestes zu geben. „Der Weg der kleinen 1000 Schritte“ führt zur Veränderung: im Bewusstsein, im Verstehen und im Handeln. Kleine, gezielte Schritte zum nachhaltigen Leben sind wirksamer, als das große theoretische Vorhaben, das vielleicht nie zum Tragen kommt. Was verstehe ich unter Nachhaltigkeit? Wie achte ich darauf im Alltag? Woran mache ich mein Handeln fest? Wie verändert sich mein Kaufverhalten?

2. Informiert sein

Recherche und der Aufbau eines Grundwissens über Themen rund um Nachhaltigkeit sind essentiell für die Umsetzung eines nachhaltigen Lebensstils. Glücklicherweise gibt es mittlerweile viele Quellen, die uns detailliert darüber aufklären, wie wir zu einer lebenswerten Zukunft beitragen können.

Neben Lesen, Nachschlagen und Dokumentationen bieten beispielsweise auch Podcasts und Nachhaltigkeitsaccounts auf Social-Media Plattformen gute Informationsmöglichkeiten. Soziale Medien wie Instagram sind zudem eine einfache Möglichkeit, schnell in direkten Kontakt mit einer Marke zu treten, um sicherzugehen, dass diese mit den eigenen Werten übereinstimmt. Aber Vorsicht: Viele Firmen betreiben sogenanntes „Greenwashing“. Diese PR-Methode verleiht Marken ein scheinbar verantwortungsbewusstes Image, jedoch ohne dass es dafür eine ausreichende Grundlage gibt.

Deshalb ist insbesondere auch Transparenz von zentraler Bedeutung, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Es ist daher ratsam, sich vor dem Kauf über den Produktions- und Vertriebsprozess einer Marke zu informieren. Hierbei geht es sowohl um einen umweltbewussten Materialeinsatz, als auch um einen sozialen Umgang mit den in den Wertschöpfungsketten involvierten Menschen: Wo wird zu welchen Arbeitsbedingungen produziert? Welche Ressourcen kommen zum Einsatz? Welche Transportwege legt ein Kleidungsstück zurück ehe es im Store zum Verkauf angeboten wird?

3. Bewusst kaufen

Der Kauf ist Ausgangspunkt auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Daher ist es wichtig, das eigene Konsumverhalten und Kaufgewohnheiten zu evaluieren und sich vor Augen zu führen, wie sich einzelne Konsumentscheidungen auf Gesellschaft und Umwelt auswirken.

Ständig wechselnde Trends sind verlockend, schaffen aber in den seltensten Fällen einen spürbaren und lang wirksamen Mehrwert. Buy less, but better ist die Devise. Anstelle von Trend-Pieces, die höchstwahrscheinlich nur wenige Male getragen werden, lohnt es sich in Kleidungsstücke und Accessoires aus nachhaltigem Material zu investieren, die qualitativ hochwertig und vielseitig sind. Unterschiedlich gestylt, erzielt man auch mit wenigen Teilen zahlreiche, modische Looks.

Folgende Fragen können dabei helfen, das eigene Kaufverhalten zu reflektieren:

  • Brauche ich das wirklich?
  • Passt es zu anderen Stücken in meinem Kleiderschrank?
  • Wie oft und zu welchen Anlässen kann ich den Artikel tragen?
4. Kleidung länger nutzen

Für den Schutz der Umwelt ist es am besten, Textilien möglichst lange zu nutzen. Wie oft du ein Kleidungsstück trägst, wirkt sich unmittelbar auf dessen ökologischen Fußabdruck aus.

Viele Fast-Fashion Marken produzieren jedoch preiswerte Waren, die aufgrund mangelnder Qualität nicht langlebig sind. Oftmals werden Kleidungsstücke sogar so produziert, dass sie darauf ausgelegt sind, nur 30-mal getragen werden zu können. In Relation zu der kurzen Nutzungsdauer, wird ein günstiges Kleidungsstück dann teurer.

Der übermäßige Verschleiß und das schnelle Wegwerfen von Mode schädigen die Umwelt. Daher ist es besonders wichtig, auf Langlebigkeit und saisonale Unabhängigkeit zu achten. Es lohnt sich in nachhaltige Kleidungsstücke zu investieren, die für eine längere Lebensdauer ausgelegt sind.

5. Auf die Materialzusammensetzung achten

Ein Blick auf das Label lohnt sich: es gibt Auskunft über die eingesetzten Materialien und deren Zusammensetzung in unserer Kleidung – und diese können ein bedeutendes Indiz für ein umweltschonendes oder eben umweltbelastendes Produkt sein.

Viele Textilien werden aus Kunstfasern hergestellt, denn diese stellen eine günstige Alternative zu Naturfasern dar. Mittlerweile handelt es sich bei fast zwei Dritteln aller produzierten Textilfasern um synthetische Fasern, wie Polyester, Nylon, Acryl oder Elasthan. Diese Fasern basieren auf fossilen Brennstoffen. Ihre Herstellung erfordert energieintensive, chemische Prozesse.

Kunststoffasern sind biologisch nicht abbaubar und landen daher meist auf Deponien. Gewebe aus Kunststoff- oder Mischfasern sind zudem im textilen Recyclingprozess nur sehr schwer zu zerlegen. Es ist jedoch essentiell, Fasermischungen zu trennen, um die verschiedenen Fasern dann in entsprechenden Systemen recyclen zu können. Letztlich wird daher nur etwa 1% unserer Kleidung zu neuer Kleidung recycelt.

Versuche daher beim Kauf auf nachhaltige Materialien zu achten. Außerdem empfiehlt es sich, Kleidung aus Monofasern zu kaufen, da diese einfacher zu recyclen sind als Fasermischungen. Auch beim Kauf von Textilien aus Naturfasern wie Baumwolle, sollte man auf das Label achten und sich für ökologisch zertifizierte Baumwolle entscheiden. Die GOTS- Zertifizierung stellt beispielsweise sicher, dass die Baumwolle ohne Einsatz von Pestiziden und Chemikalien angebaut wird. Durchschnittlich benötigt Bio-Baumwolle zudem für die Herstellung und im Anbau deutlich weniger Wasser und Energie als konventionell angebaute Baumwolle.

6. Secondhand, Verleih und Wiederverkauf

Auch der Weg in Secondhand-Stores lohnt sich. Hier kannst du nicht nur Geld sparen, du gibst einem Kleidungsstück zudem ein zweites Leben. Das verhindert, dass die Kleidung im Müll landet und trägt zur Entwicklung von Recycling-Gemeinschaften bei.

Und wer selbst Kleidung besitzt, die er*sie nicht mehr trägt: Gut erhaltene Kleidung darf gerne weitergegeben werden. Viele soziale Einrichtungen sammeln Altkleider. Oder aber man verkauft alte Lieblingsteile an Secondhandläden, auf Flohmärkten oder über das Internet. Allerdings sollten die dadurch erzielten Erlöse dann nicht wieder in Fast Fashion investiert werden. Nachhaltigkeit bedeutet schließlich auch Ganzheitlichkeit.

Eine weitere, umweltfreundliche Möglichkeit neue Kleidung in die eigene Garderobe einziehen zu lassen, bietet Leih-Mode. Durch die gemeinsame Nutzung von Kleidung wird ein Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und somit auch zu einer nachhaltigeren Zukunft geleistet.

7. Upcycling

Anstatt alte Kleidung wegzuwerfen, kann man aus ihr mit ein wenig Kreativität ganz leicht Neues schaffen. Ein paar T-Shirts lassen sich beispielsweise im Handumdrehen in einen Kissenbezug oder auch eine Tragetasche verwandeln. Upcycling hilft so, die Lebensdauer der Kleidung zu verlängern und Textilabfälle zu reduzieren.

8. Schonende Pflege

Auch die Art und Weise wie wir unsere Kleidung waschen und pflegen, hat einen Einfluss auf unsere Umwelt. Beim Waschen von Textilien aus synthetischen Fasern lösen sich bei jeder Maschinenwäsche Tausende von Fasern und gelangen als Mikroplastik in unsere Wassersysteme. Experten schätzen, dass so jährlich eine halbe Million Tonnen Mikroplastik über das Abwasser in die Ozeane gelangt.

Es empfiehlt sich, Kleidungsstücke mit ähnlichen Strukturen zusammen zu waschen und spezielle, feinporige Wäschenetze zu verwenden. Das schont nicht nur die Bekleidung durch minimierte Reibung, sondern verhindert auch, dass feinste Mikroplastikpartikel ausgewaschen werden.

Durch weitere kleine Verhaltensänderungen kannst du die Umweltbelastung deiner Kleidung verringern. Waschmaschinen sind heutzutage zwar effizienter als früher, haben jedoch immer noch einen hohen Energie- und Wasserverbrauch. Insbesondere das Waschen bei heißen Temperaturen und das Trocknen bei großer Hitze, verbraucht viel Energie. Um Ressourcen zu sparen, ist es daher sinnvoll, weniger häufig zu waschen (und stattdessen zu lüften), die Waschtemperatur zu verringern, bei voller Beladung zu waschen und Trocknen im Wäschetrockner zu vermeiden.

Schon gewusst: Laut einem Bericht von McKinsey &Company und der Global Fashion Agenda könnten durch reduziertes Waschen und Trocknen 186 Millionen Tonnen CO2- Emissionen eingespart werden. Verbraucher müssten dann jede sechste Maschinenwäsche überspringen, die Hälfte der Waschladungen bei weniger als 30 Grad waschen und jede sechste Trocknernutzung durch Lufttrocknen ersetzen.

9. Shopping – online oder offline?

Onlineshopping böse, Einzelhandel gut – so leicht ist die Bewertung leider nicht. Ob nun das Shoppen im Internet oder offline in Bezug auf die Gesamtemissionen besser ist, hängt von vielen individuellen Faktoren ab und ist schwierig zu beurteilen.

Onlineshopping steht oftmals besonders in der Kritik, nicht nachhaltig zu sein. Vermehrter Verpackungsmüll, große Strecken, die auf dem Weg zum Kunden zurückgelegt werden müssen und insbesondere Retouren belasten das Klima. Durchschnittlich wird jedes sechste Paket, das im Internet bestellt wird, wieder zurückgeschickt. Die dadurch hohe Anzahl an Retouren verursacht eine große Menge an umweltschädlichem Kohlenstoffdioxid. Einer Studie zufolge entsprechen die Emissionen, die dadurch anfallen, der Menge, die bei täglich 2200 Autofahrten von Hamburg nach Moskau entstünden.

Das Beleuchten und Heizen von Verkaufsflächen und Lagerräumen, sowie die Anreise vieler Kunden mit dem Auto, verursachen jedoch auch beim Offlinehandel viele Emissionen.

Wissenschaftliche Studien kommen zu verschiedenen Bewertungen der Umweltwirkungen von stationärem Handel und E-Commerce. Insgesamt zeigt sich jedoch, dass Onlineshopping gegenüber dem Einzelhandel nicht notwendigerweise klimaschädlicher ist. Aus allen Studien lassen sich ähnliche Handlungsempfehlungen für Konsumenten ableiten. Insbesondere die Wahl der Fortbewegungsmittel beim Einkauf und die Größe des Warenkorbs können die Umweltwirkungen beeinflussen.

Um beim Kauf im Store die Umwelt zu schonen, sollten Konsumenten also zu Fuß, mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln einkaufen. Außerdem sollte in größeren Mengen eingekauft werden. Beim Onlineshopping ist es entsprechend sinnvoll, Sammelbestellungen zu tätigen und Rücksendungen zu vermeiden. Dies beeinflusst maßgeblich die Umweltbilanz.

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